Wissenswertes über Freilandhaltung von Galloways/Robustrassen:

 

Sozialverhalten

Rinder haben eine soziale Rangordnung. In etablierten Herden weiß jedes Tier, welches Herdenmitglied ihm über- und welches ihm unterlegen ist, und es verhält sich entsprechend. Das Rangverhältnis zwischen annähernd gleichstarken Tieren wird durch einen Kampf ermittelt. Ist das Größenverhältnis sehr unterschiedlich, dann ordnet sich das Schwächere meist kampflos unter.

Der Kampf auf der Weide ist auch unter gehörnten Rindern in der Regel unproblematisch. Sobald ein Tier feststellt, dass es schwächer ist, löst es sich aus der Kopf-an-Kopf-Bindung und flieht. Es wird im allgemeinen vom Sieger nur wenige Schritte verfolgt. Die Verletzungsgefahr ist bei gehörnten Tieren auf der Weide gering. Nur gelegentlich kommt es zu Hautabschürfungen oder zum Verlust einer Hornscheide. Während der Vegetationsperiode sind rangtiefe Rinder bei der Futteraufnahme nichtschlechter gestellt als ranghohe. Sie müssen gegenüber den Ranghöchsten eine Ausweichdistanz von 2-3 m einhalten; deshalb grasen sie meist am Rande der Herde.

Hier ist der Pflanzenaufwuchs nicht geringer, und die schwachen Tiere können bei

ausreichendem Nahrungsangebot ihr Fressbedürfnis problemlos befriedigen. Anders ist es bei Zufütterung im Winter. Hier ist auf ein ausreichendes Futterangebot für alle Tiere zu achten. Das Futter muss so angeboten werden, dass es für alle Herdenmitgliedererreichbar ist.

Je älter Kühe werden, um so unverträglicher sind sie gewöhnlich. Das bedeutet, dass

Rangtiefere größere Ausweichdistanzen einhalten müssen. Gelegentlich sind einzelne Kühe sehr unduldsam gegen bestimmte andere. Sie attackieren diese immer wiederheftig, so dass sie stets auf der Hut sein müssen. Nur bei größeren Distanzen und am Rande der Herde kommen sie zur Ruhe.

 

Deckverhalten

Der Bulle erkennt brünstige weibliche Rinder am Geruch. Allerdings kann er olfaktorisch nur den Unterschied zur Zwischenbrunst feststellen. Es gelingt ihm nicht, am Geruch zu ermitteln ob eine Kuh noch in der Vorbrunst, schon in der Hochbrunst oder bereits in der Nachbrunst ist. Dies muss er durch weitere Verhaltensweisen, z.B. durch Aufsprungintentionen, klären. Sobald der Bulle erkennt, dass eine Kuh in die Brunst kommt, hält er sich vermehrt in ihrer Nähe auf.

Bei Anwesenheit des Bullen dauert die Hochbrunst nur wenige Stunden an. Während

dieser Zeit lässt sich die Kuh mehrfach decken. Ein Bulle ist fähig, täglich eine große

Zahl von Deckakten auszuführen.

In einer Herde deckfähiger Rinder sollten nie mehr als zwei Bullen gehalten werden.

Zwar deckt in der Regel nur der ranghöchste Bulle, eine einzelne brünstige Kuh wird

jedoch von allen anwesenden männlichen Tieren verfolgt und belästigt.

 

Mutter-Kind-Verhalten

Die Tragzeit von Rindern dauert im Mittel 280 Tage. Kurz vor der Geburt haben Kühe im allgemeinen die Neigung, sich von der Herde abzusondern. Sie suchen dabei keinen vor Witterungsunbilden geschützten Platz auf. Dies geschieht häufig auch dann, wenn eine Schutzhütte zur Verfügung steht. Schneedecke, Wind und Niederschläge um O°C führen zu einer Unterkühlung des von der Geburt her noch feuchten Kalbes. Das Belecken durch die Kuh (Entfernung von Geburtsflüssigkeit, Förderung der Hautdurchblutung) kann diesen Nachteil nicht ausgleichen. Deshalb ist bei derartigen Situationen die Häufigkeit eingehender Kontrollen zu steigern.

Bereits im Alter von 14 Tagen haben Kälber ein deutlich besser isolierendes Haarkleid als bei der Geburt sowie etwas Unterhautfettgewebe. Dies reicht bei winterlichen Witterungsverhältnissen jedoch zur Stabilisierung der Körpertemperatur nicht aus. Kälbern muss stets ein Platz zur Verfügung stehen, der geschützt vor Wind und Niederschlägen ist, eine genügende Wärmedämmung des Bodens besitzt und

gemeinsames Liegen aller Kälber der Herde ermöglicht.

Ein Problem besonderer Art ist das "Lying out". Vor einer Liegeperiode entfernen

Kälber sich meist von der Herde, um an einem ruhigen, geschützten Platz abzuliegen. Kälber legen sich gern an optisch markante Punkte

(Büsche, Holzhaufen usw.). Es scheint sinnvoll, innerhalb der Weide kleinere, vor

Beweidung geschützte (eingezäunte) Flächen anzulegen, um den Kälbern einenattraktiven Ruheort, dem Kälberschlupf im Stall entsprechend, anzubieten. Für diesen Kälberschlupf genügt eine Fläche von ca. 25 m². Dieser Kälberschlupf dient ausschließlich als Rückzugsmöglichkeit für Kälber. Er darf für ältere Jungtiere erwachsene Rinder nicht zugänglich sein.

 

Besonders zu beachten

Bei ganzjähriger Weidehaltung ist unbedingt zu vermeiden, dass Kühe in den

Monaten Dezember, Januar und Februar kalben. Bei einer Länge der Tragzeit von

280 Tagen bedeutet dies, dass der Bulle zwischen Mitte Februar und Ende Mai aus

der Herde zu entfernen ist.

In der kalten Jahreszeit muss Rindern eine trockene, windgeschützte Liegefläche zur

Verfügung stehen, die so bemessen ist, dass alle Tiere gleichzeitig liegen können.

Trockener Frost und Schnee wird von Rindern besser vertragen als anhaltend

nasskalte Witterung in Verbindung mit starkem Wind.

Sollen Rinder in der kalten Jahreszeit auf der Weide gehalten werden, müssen sie

sich im Herbst allmählich an die sinkenden Umgebungstemperaturen gewöhnen.

Eine ausreichende Futterversorgung ist zu gewährleisten. Reicht der natürliche

Aufwuchs der Weide in Trockenperioden oder im Winter nicht aus, muss zugefüttert

werden. Hilfreich ist dabei die Konditionsbeurteilung der Tiere.

Tränkwasser hygienisch einwandfreier Qualität muss ganzjährig zur freien Aufnahme

zur Verfügung stehen. Für den Winter sind frostsichere Tränken zu installieren; in

Ausnahmefällen, z. B. bei starkem Frost, muss mindestens zweimal pro Tag getränkt

werden.

Die Rinder sind regelmäßig und gründlich zu kontrollieren, d. h. im Regelfall

mindestens einmal am Tag. In allen Situationen, in denen ein Risiko für das

Wohlbefinden der Tiere besteht, z. B. bei ungünstiger Witterung, sind Häufigkeit und

Intensität der Kontrollen zu steigern.

Für erkrankte oder erheblich geschwächte Tiere muss eine Aufstallungsmöglichkeit

vorhanden sein.

Kranke und sichtbar leidende Rinder sind tierärztlich zu behandeln.

 

Weitere Informationen über die Freilandhaltung von Rindern finden Sie hier.

 

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt durch die :

Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V und dient hier im Sinne des Tierschutzes zur reinen Information.

Rinder, ganzjährige Freilandhaltung (85) (Stand: 2006)